Vlotho – da bin ich wech!

Zu Vlotho habe ich natürlich ein besonderes Verhältnis. Hierher stamme ich, hier leben meine Eltern, und hier wohne ich auch sehr gerne. Hier „bin ich also wech“!

Was muss man so über Vlotho an der Weser wissen? In den 1950er und 1960er Jahren konnte man sicher sein, wenn man in einem Wirtshaus weit weg von Vlotho eine Zigarre bestellte – damals ging das noch – und eine bestimmte Marke, z.B. „Gildemeister“ forderte, wurde man gefragt, ob man wohl aus Vlotho komme, der Zigarrenstadt.

Wollte man in den 1960ern und 1970ern beschreiben woher man kommt: „Kennst Du bestimmt nicht, eine Kleinstadt in der Nähe von Bielefeld, heißt Vlotho“. Dann hörte man sagen: „Klar, kenn ich, war ich schon im Seminar auf dem Jugendhof und zur Vorbereitung unserer Klassenfahrt nach Polen im Gesamteuropäischen Studienwerk.“

Ab Mitte der 1970er war klar, Vlotho, das ist „Umsonst & Draußen“. Da ist jeder und jeder schon gewesen. Auch als es gar nicht mehr in Vlotho war. Und nach der Kommunalwahl 1984 hatte die kleine Stadt an der Weser den „buntesten Rat der Republik“, schrieben die Zeitungen. In der Tat neben SPD, CDU und FDP gab es die VBU (Vlothoer Bürger Union), die FWG (Freie Wählergemeinschaft) und die GLV (Grüne Liste Vlotho).

Und heute? Die Autobahnauffahrt „Vlotho – West“ war monatelang im Radio mit dem Verkehrshinweis auf einen Stau auf der A2 Richtung Porta Westfalica. Aber viel wichtiger waren die Meldungen im Fernsehen, im Radio und in den Zeitungen, dass Vlotho die erste und einzige Stadt im Land war, die nach dem ersten Lockdown alle, aber wirklich alle Schülerinnen und Schüler und alle Lehrerinnen und Lehrer aller Schulen in der Stadt mit kostenlosen Tablets für den digitalen Unterricht ausgestattet hat. Das war wieder etwas Besonderes, das man sich merken kann!

Und weiter? Vlotho liegt an der Weser und hat einen Hafen. Vlotho hat zwei Windmühlen, Kütemeiers Mühle in Uffeln und Lindemanns Mühle in Exter. Vlotho liegt zwischen Winterberg und Amtshausberg, zwischen dem Buhn und dem Bonstapel, dem höchsten Berg im Kreis Herford (334m). Durch Vlotho fährt die Eisenbahn und die Autobahn hat auch ihre Trasse.

Die Stadt Vlotho besteht aus vier Stadtteilen: Valdorf ist der größte, dann folgen Exter und Uffeln und die Kernstadt Vlotho ist der kleinste Stadtteil. Hier leben die meisten Menschen und hier sind auch die meisten der verbliebenen Geschäfte.

Seit wann Menschen in der Stadt leben, weiß man nicht. Wegen der geschützten Lage an und zwischen den beiden Bergen und wegen der Nähe zur Weser und ihrem Zufluss, dem Forellenbach, kann man von einer frühen Besiedlung ausgehen. Die erste bekannte Urkunde, in der Vlotho erwähnt wird, ist mehr als 800 Jahre alt. Da wird „Vlothowe“ als Siedlung erwähnt, in der Fischer und Bauern wohnen. Der alte Name „Vlothowe“ bedeutet „Flussaue“.

Die Siedlung, die in der alten Urkunde erwähnt wird, bezeichnet die alte Kernstadt Vlotho. Die heutigen Ortsteile Valdorf und Exter waren viele Jahrhunderte lang selbstständige Dörfer mit zum Teil großen Bauernsiedlungen wie Solterwisch, Wehrendorf, Steinbründorf, Hollwiesen, Bonneberg, Valdorf-Ost und Valdorf -West. Uffeln, jenseits der Weser, ist als Dorf längst nicht so alt und hat sich erst in den vergangenen Jahrhunderten als Siedlung entwickelt.

Bis 1969 gab es das Amt Vlotho mit einem Amtsgericht, einem Gesundheitsamt, einem Zollamt und einem Arbeitsamt. Es gab Bürgermeister und Gemeinderäte in Vlotho, Exter, Valdorf und Uffeln und einen Amtsbürgermeister. 1969 wurden Valdorf und Exter eingemeindet. Uffeln gehörte zum Kreis Minden und zum Amt Hausberge. Die Menschen in Uffeln konnten abstimmen, ob sie zur Stadt Vlotho oder zur neu entstehenden Stadt Porta Westfalica gehören wollte. Dass die Leute auf der Sonnenseite von Vlotho vom grellen Licht so geblendet waren, dass sie diese Entscheidung trafen, ist nicht verbürgt. Es hatte mit der wirtschaftlichen Lage, einem Angebot an Arbeitsplätzen und kürzeren Wegen zu den Behörden zu tun. Persönliche Verbindungen über die Weser hinweg spielten auch eine beträchtliche Rolle. „Mischehen“ war nicht selten zwischen Vlothoern, „Vleodschen“ und „Österreicherinnen“. Die älteren Vlothoer bezeichneten die Uffelner lang Zeit per se, also auch die Männer, als „Österreicher“. Die Frauen jenseits der Weser trugen beim Kirchgang am Sonntag auf dem langen Fußweg nach Holtrup (in Uffeln gab es keine Kirche) ihre traditionelle bunte Bauerntracht. Für die Stadtbevölkerung ein willkommener Anlass für Spott.

Nicht zuletzt sei erwähnt, dass die Vlothoerinnen und Vlothoer auch durchaus ein wehrhaftes Völkchen sein können. Gerade stellen sie das eindrucksvoll mit ihrem Protest gegen die Ausbaupläne der Bahn für die ICE-Trasse zwischen Bielefeld und Hannover unter Beweis.