Herford. Einarbeiten musste sich Tim Kähler nach der gewonnenen Kommunalwahl nicht, es ist schließlich seine zweite Amtszeit. Und so wurde seit dem vergangenen Herbst bereits reichlich auf den Weg gebracht. Grund und Thema genug für Stefan Schwartze, SPD-Bundestagsabgeordneter für den Kreis Herford und die Stadt Bad Oeynhausen, sich mit dem alten neuen Bürgermeister über die aktuellen Projekte in der Stadt, die Auswirkungen der Pandemie auf die Unternehmen in der Stadt und zukünftige Visionen und Projekte für Herford auszutauschen.

Bürgermeister Kähler will mit der Stadt vorankommen und keine Corona-Lethargie aufkeimen lassen. „Für das OWL-Forum möchte ich eine Entscheidungsvorlage für den Rat bis Ende des Jahres“, deutet er die Marschrichtung an. Ein Architektenwettbewerb soll für das Gelände des jetzigen Stadttheaters die dazu passenden Ideen fabrizieren. Musik, Konzerte, Theater, Veranstaltungen und mehr – das alles soll dann vereint unter einem Dach ein neues Zuhause finden.

Noch im März soll es eine Entscheidungsvorlage im Rat für das Archäologische Fenster geben, und auch einen städtebaulichen Wettbewerb für den Rathaus(park)platz will Kähler auf die Beine stellen. „Damit wird dann aus dem ganzen Ensemble mit Rathaus, Markthalle, Kirche und Archäologischem Fenster eine runde Sache“, ist Kähler überzeugt.

Das Thema Bahn kommt natürlich auch zur Sprache. Den Plänen des Bundesverkehrsministeriums, eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke querfeldein von Bielefeld nach Hannover zu ziehen, erteilt er eine Absage und unterstützt damit die Position von Stefan Schwartze. Beide sehen in erster Linie die gravierenden Folgen für die möglichen Anlieger, aber auch die Kulturlandschaft und die Natur. „Macht den Lückenschluss zwischen Minden und Seelze und baut den Lärmschutz an der Bestandsstrecke vernünftig aus, dann kann man auch die Kapazitäten auf der Strecke schnell und sinnvoll hochfahren. Das wäre gut angelegtes Geld“, erklärt Kähler, und führt weiter aus: „Unverhältnismäßige Lösungen sind in Herford nicht zu machen.“

Doch auch die aktuellen Auswirkungen der Corona-Krise auf den Einzelhandel und die Unternehmen für die Region und die Stadt Herford interessieren Schwartze. Kähler führt als Beispiel die Textilindustrie an, immerhin gibt es drei große Hersteller allein in Herford (Ahlers, Brax, Bugatti). Anders als manch andere Branche werden hier Umsatzausfälle nicht mehr aufzuholen sein. „Das mag bei einem Sofa oder einem neuen Bad anders sein, aber nicht in der Textilwirtschaft. Ist die Saison durch, ist der Umsatz weg; niemand kauft sich im Frühling noch eine Winterjacke für die vergangene kalte Jahreszeit“, beschreibt Kähler das Problem der Branche. Beide sind sich einig, dass die Hilfen der Bundesregierung an dieser Stelle schneller, aber auch branchenspezifischer werden müssen.

Auch an anderer Stelle sind in Kählers Augen die Folgen der Pandemie und des Lockdowns zu spüren: „Digitalisierung führt aktuell zu sozialer Ungleichheit. Das merken wir derzeit insbesondere an den Schulen. Ziel sozialdemokratischer Politik muss also darauf Wert legen, dass Ungleichheiten vermieden werden“. Das sieht auch Schwartze so: „Der Lernerfolg von Kindern und jungen Erwachsenen darf nicht davon abhängen, ob und welche Tablets sich die Eltern leisten können. Geld stellt der Bund genug bereit, aber die Landesregierung bringt es nicht bis in die Familien. Ein Unding“.

Abschließendes Thema ist die Energiewende. Kähler und Schwartze unterstützen beide den Vorschlag von Olaf Scholz, die Wasserstoffproduktion auszubauen und zu forcieren. Auf die vorhandene Infrastruktur in Form von Gasnetzen und Gaskraftwerken aufbauend, wäre ein schneller und flächendeckender Einsatz von Wasserstoff möglich, ohne eine komplett neue kostenintensive Infrastruktur aufbauen zu müssen. Der Wasserstoff könnte dort hergestellt werden, wo regenerative Energie gewonnen wird, um ihn dann direkt in die vorhandenen Netze einzuspeisen. „Vor Ort, in Kirchlengern, haben wir bereits ein Kraftwerk, das wir für dieses Gas nutzen können. Und die Anschlüsse in die ganzen Wohnhäuser liegen auch schon“, beschreibt Kähler den unmittelbaren Nutzen“, und Schwartze ergänzt: „Auf diese Weise sparen wir auch eine Menge Geld für den Aufbau einer komplett neuen Infrastruktur. Wir müssen es nur wollen“.