Es hatte alles so wunderbar begonnen für Johanna: Im vergangenen Jahr hatte Stefan Schwartze die Schülerin aus seinem Wahlkreis für das Stipendium des Austauschprogramms zwischen dem Deutschen Bundestag und dem amerikanischen Kongress ausgewählt, und Johanna hatte begeistert ihre Sachen gepackt und das Abenteuer USA in Angriff genommen. Die amerikanische Familie, die sie in Louisville (Kentucky) aufnahm, empfand sie als perfekt. Mit Ihrem Gastbruder, der seinerseits bereits zu einem Austausch in Deutschland war, lag sie gleich auf einer Wellenlänge. „Wir haben zusammen gelacht, geweint und viel unternommen“. Johanna hat sich schnell als vollwertiges Familienmitglied gefühlt.
Überhaupt hat sich Johanna schnell eingelebt und wohlgefühlt. Sie besuchte eine Privatschule in Louisville mit nur 200 Schülerinnen und Schülern: „Was war schon komisch, erst mit einer Keycard Zutritt zur Schule zu bekommen, weil die Gegend – direct downtown – nicht ganz ungefährlich war.“
Das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern war sehr eng, berichtet Johanna, es wurde viel Wert auf den sozialen Umgang gelegt. Wie in USA üblich, wurde Sport ganz groß geschrieben. Johanna war im Feldhockey- und im Leichtathletik-Team. Total praktisch dabei: Ein Hockeyfeld befand sich direkt gegenüber dem Haus der Familie.
In der Schule fiel Johanna auf, dass ihre gleichaltrigen Mitschüler/innen fachlich auf einem ganz anderen Niveau als in Deutschland unterwegs waren. „Aber es wird sehr viel mehr Wert auf soziale Themen gelegt. Und die Schüler dort sind längst nicht so selbstständig wir hier in unserem Alter, müssen immer fragen, ob sie jemand bringt, wenn sie irgendwo hin wollen“, berichtet die 17jährige ihrem Bundestagspaten.
Auch an die Mentalität musste sich Johanna erst einmal gewöhnen. „Die Amerikaner reden viel miteinander, aber eher oberflächlich. Als es mir wichtig wurde, etwas tiefere Kontakte zu knüpfen, musste ich die Initiative selbst ergreifen.“ Aber das war für die sehr kommunikative Johanna natürlich kein Problem.
Eines der Highlightes war für Johanna im Januar der Workshop in Washington. Bei dieser sogenannten Civic Education Week traf sie Freunde aus ihrem Programm wieder, besuchte verschiedene Museen und traf sich darüber hinaus mit Representatives und Senatoren des Kapitols, um über das PPP zu berichten.
Eigentlich wollte ihre Bünder Familie Johanna im Frühling in den USA besuchen. Doch daraus wurde dann nichts mehr. Als die Nachricht kam, dass alle deutschen PPP-Stipendiaten nach Hause mussten, ging alles ganz schnell. Der Abschlussball für Johanna in der Schule – die so genannten Proms – konnte auch nicht mehr stattfinden. Sehr zu Johannas Überraschung und natürlich Freude haben Familie und Freunde dann den Ball für sie zuhause organisiert und immerhin rund 30 Familienmitglieder und Freunde zur Abschiedsfeier eingeladen. Das hat Johanna sehr berührt.
Danach ging alles Schlag auf Schlag, es war ein richtiges Wechselbad der Gefühle. „Ich bin noch nie in einer auch nur vergleichbaren Situation gewesen, wir mussten uns irgendwie helfen. Das ging alles so schnell, ich konnte mich von ganz vielen Leuten gar nicht mehr verabschieden“, bedauert die Schülerin den überstürzten Abschied.
Aber Johanna nimmt’s positiv: „Die Zeit, die ich in den USA verbringen durfte, kann mir keiner mehr nehmen. Das abrupte Ende zieht das Positive, was ich erleben durfte, jetzt nicht runter.“ Sie hat den Eindruck, dass sie durch die Erlebnisse des vergangenen Jahres sehr viel geduldiger und kompromissbereiter geworden ist. „Mich bringt nichts mehr so schnell auf die Palme“.
Diese 7,5 Monate seien die aufregendsten ihres bisherigen Lebens gewesen. „Ich habe dank des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms eine Heimat mit Familie und Freunden auf der anderen Seite des Atlantiks gefunden.“ Auf jeden Fall möchte Johanna im nächsten Jahr wieder in die USA, um ihre Gastfamilie, die sie so herzlich aufgenommen hat, zu besuchen.
Stefan Schwartze ist seit vielen Jahren begeisterter und überzeugter Bundestagspate des PPP und ermuntert junge Menschen aus seinem Wahlkreis immer wieder zur Bewerbung. „Bis zum 11. September läuft die Bewerbungsfrist für die nächste Runde. Bewerben können sich Schülerinnen und Schüler, die zum Zeitpunkt der Ausreise (31. Juli 2021) mindestens 15 und höchstens 17 Jahre alt sind. Junge Berufstätige müssen bis Ende Juli 2021 ihre Berufsausbildung abgeschlossen haben und dürfen zu diesem Zeitpunkt höchstens 24 Jahre alt sein. Wer sich für das Parlamentarische Patenschafts-Programm interessiert, erhält unter www. https://www.bundestag.de/ppp weitere Informationen. Ich wünsche allen Bewerber*innen viel Erfolg und drücke die Daumen!“